Die Wehrkirche heute

Die alte Wehrkirche ein Wahrzeichen von Würgendorf

Unsere altehrwürdige Wehrkirche im Dorfkern unseres Ortes ist zweifellos ein Wahrzeichen von Würgendorf.

Im nachfolgenden Beitrag  sind die wichtigsten Daten und Befunde angegeben.
Ende 2004 und Anfang 2005 wurden durch das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster bauhistorische Untersuchungen in der Kirche vorgenommen. Der dazu erstellte ausführliche Bericht brachte neue Erkenntnisse über das Alter, die Bauabfolge usw. (abweichend von den im Jahre 1982 bereits vorgenommenen Untersuchungen).

Mit diesem Bericht haben wir eine eingehende Schilderung an die Hand bekommen, die Licht in die doch dunkle Vergangenheit der Wehrkirche brachte und uns darüber hinaus bei unseren Nachforschungen über unseren Ort und die Geschichte unserer Kirchengemeinde ein gutes Stück weiter hilft.

Die Bauabfolge erläutert die einzelnen Bauphasen, und zwar in a) die mittelalterliche Bauphase, b) in die barocke Neugestaltung und c) in die nachbarocke Veränderungen. Die Bauabfolge ist das Ergebnis der Untersuchungen vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege sowie der Befundlage und der dendrochronologischen (Baumringchronologie) Ermittlungen. Da der ausführliche Bericht aus Münster aus Raumgründen in dieser Abhandlung nicht wiedergegeben werden kann, sind die wichtigsten Fakten daraus in Verbindung mit den uns bereits bekannten Tatsachen und Informationen chronologisch aufgeführt.

Zum Schluss der Berichte vom WAfD heißt es: Die Würgendorfer Kirche  ist nicht architektur- und kunstgeschichtlich von beträchtlicher Bedeutung, sondern sie bezeugt auch in vielschichtiger Weise die religionsgeschichtliche und liturgiegeschichtliche Entwicklung im südlichen Siegerland.

13.Jahrhundert:
Es handelt sich um einen gewölbten, vermutlich einjochigen spätromanischen Saalbau des 13. Jahrhundert, der im Kern erhalten ist. Ob dieser spätmittelalterliche Saalbau (Saalkirche) ursprünglich einen Westturm besaß und ob er über einen eingezogenen Rechteckchor verfügte, kann nur durch eine archäologische Untersuchung geklärt werden.
 
Um 1440
Wird ein neues Dachwerk (Saaldach) mit fachwerkenem Ostgiebel aufgesetzt. Mehrere Sparren und Balken von 1441 sind noch im Dachgeschoß nach den dendrochronologischen Feststellungen vorhanden.

Um 1450
Bau des Glockenturms, eines so genannten Stiegenturms. Der fünfeckige Westturm ist 23,20 m hoch und ist trigometrischer Festpunkt seit 1957 laut dem Landesvermessungsamt in Bad Godesberg. Er ist durch eine Fuge von dem flachgedeckten Kirchenschiff abgesetzt. Der Turmknauf wurde achteckig errichtet. Die vorhandenen hochrechteckigen Schlitzöffnungen dienen geschossweise versetzt zur Belichtung des Turminneren und besitzen zur Verbesserung des Lichteinfalls innen wie außen tiefe, schräge Gewände. Darüber hinaus befinden sich unterhalb der Dachtraufe vier rund- bzw. segmentbogige Schallöffnungen. Im Innern des Turms sind drei hölzerne Geschossdecken vorhanden, die über vier Holztreppen miteinander verbunden sind. Sie führen zu der Glockenstube und zum Dachboden des Kirchenschiffes. Die drei Glocken sowie die elektrische Uhr müssen  ständig gewartet werden. Das Erdgeschoss des Turms dient als Zugang zum Kirchraum, es wurde Mitte des 18. Jahrhunderts verputzt und durch eine Farbfassung hervorgehoben, dagegen sind die anderen drei Geschosswände ohne Innenputz versehen. Die Turmhaube wurde 1964 vollständig erneuert.


Um 1450
Neben dem Glockenturm wurde im gleichen Zeitraum der gro0zügige Polygonchor gegen Osten erbaut. Einzelbefunde am Dachwerk und Mauerwerk legen nahe, dass dabei eine einheitliche Planung zugrunde gelegt werden kann. Über dem quadratischen Chorjoch erhebt sich ein Kreuzgratgewölbe. In der östlichen und südöstlichen Polygonwand befinden sich drei kleine Fensteröffnungen mit stark abgeschrägten Sohlbänken. An der nord- und nordöstlichen Seite des Chorbaus befinden sich zwei kleine Wandnischen, die nach der Bauforschung von Anfang an eingebaut worden sein müssen. Aufgrund ihrer Lage ist eine der Nischen als Sakramentsnische anzusprechen, die von einer zweiten, vielleicht als Heilig-Grab- Nische oder als Reliquiennische dienenden Wandnische begleitet wird. Das Rahmenholz der nördlichen Nische ist aufgrund der dendrochronologischen Untersuchung aus dem Jahr 1450 anzusetzen. Außerdem hat sich in der Fensteröffnung der östlichen Polygonseite  ein hölzerner Blendrahmen in Form eines Segmentbogens erhalten, der aus der Bauzeit des Chores stammen muss. Bei den Sanierungsarbeiten durch die Restauratoren im Mai 2006 wurde an der südöstlichen Wand des Chores eine weitere vermauerte Nische entdeckt, die freigelegt wurde. Sie besitzt schräge Kanten und ist von innen hell getüncht.

Um 1452
Über dem Chor wurde kurz nach 1450 ein Kehlbalkendach mit Spitzsäulen und Längsverband aus bebeilten Eichenhölzern  gefertigt. Am östlichen  und westlichen Ende des Sparrendaches befinden sich heute noch Spitzsäulen, die in die Binderbalken gezapft und vernagelt sind.

Befunde zum Bautypus
Nach der Befundlage im Dachwerk kann man immerhin annehmen, dass das mittelalterliche Kirchenschiff um 1440 in seiner  Höhen- und Breitenentwicklung annähernd dem erhaltenen entsprach, und dass es sich bei diesen baulichen Dimensionen um einen Saalbau gehandelt hat. So erhielt spätestens um 1450 der Saal mit dem Bau des Westturms seine heutige Länge, wobei die Westwand  des Saales nach derzeitigem Kenntnisstand zusammen mit dem Turm errichtet worden sein wird. So sprechen die Befunde im Dachwerk dafür, dass der mittelalterliche Saal um 1440 durch eine innere Mauerfuge aufgestockt und mit dem neuen Dachwerk versehen wird.

Der Saal
Im Innern ist der Saal als schlichter Kastenraum mit einer Flachdecke ausgeführt, der nach Westen wie auch nach Osten durch einen fast raumhohen Spitzbogen mit Turm und Chorraum verbunden ist, wobei die Bogen in Höhe und Breite leicht variieren. Die Saalmauern werden durch drei barocke Segmentbogenfenster durchbrochen. In der Nord- wie auch in der Südwand befindet sich je ein hochrechteckiges Segmentbogenfenster von ca. 3 m Länge, die einander spiegelbildlich zugeordnet sind. Das dritte Fenster befindet sich in der Südwand unter der Empore. Auf Grundlage der Beobachtungen sind Größe und Disposition der Fenster nicht vor dem Einbau der Empore um 1750 verständlich.

Der Spitzbogen, der so genannte Triumphbogen, ist mit dem Bau des Chorgewölbes entstanden, wofür auch spricht, dass die Höhe und Breite eindeutig auf den etwas niedrigeren Chor Bezug nimmt. Bemerkenswert ist, dass die Triumphbogenwand am Übergang zum Saal mit 50 cm nur noch halb so dick ist, wie die dicken Mauern des Saales. 1982 wurden die drei großen Fenster erneuert und mit moderner Sprossenverglasung angebracht.


Putzaufbau und Malereien
1981/82 und 2005/06 wurden mehrere Untersuchungen zu dem Putzaufbau und den Farbschichten durch Restauratoren vorgenommen. Das Bruchsteinmauerwerk (Siegerländer Grauwacke) wurde mit einem Strohlehmputz zunächst ausgeglichen, darauf folgte ein bis zu 1 cm dicker Kalksandputz mit Tierhaaren. Bei späteren Ausbesserungsarbeiten wurden Gips und andere Füllmaterialen verwendet. Von den Restauratoren wurden 14 Tüncheschichten im Chorgewölbe und 9 Tüncheschichten im Kirchenschiff festgestellt.

Es konnten folgende Farbschichten nachgewiesen werden:
Chor    1. Schicht    weiß, um 1300
Chor    2. Schicht    figürliche Ausmalung, um 1400; sichtbar ist bisher ein mit Fliesen perspektivisch dargestellter Vordergrund, darauf eine Grabtumba, mit einer schlanken Gestalt (der auferstehende Heiland?)
Chor    3. Schicht    weiße Kalktünche
Chor    4. Schicht    weiße Kalktünche
Chor    5. Schicht    weiße Kalktünche
Chor    6. Schicht    weiße Kalktünche

 

Chor und Langhaus    7. Schicht   weiße Kalktünche mit schwarzen Bänderungen entlang der Kreuzgrate, der Bögen und in den Fensterlaibungen. Die sich treffenden Bänder der Apsisgrate enden mit einem Kreis, am Ende der Chorjochgrate befindet sich ein florales Ornament. In den Fensterlaibungen und um den Chorbogen konnten Doppelbänder nachgewiesen werden. Letzterer zeigt zudem ein gemaltes Gesims mit aufgesetztem Blüten- oder Blattmotiv.

 

Chor und Langhaus    8. Schicht    beige-helle Farbschicht mit oxidroten Bänderungen
Chor und Langhaus    9. Schicht    beige
Chor und Langhaus    10. Schicht    weiß
Chor und Langhaus    11. Schicht    hellgrau
Chor und Langhaus    12. Schicht    gebrochenes weiß
Chor und Langhaus    13. Schicht    hellblau, partiell in die Farbe eingearbeitete Tierhaare, vermutlich für eine bessere Stabilität
Chor und Langhaus    14. Schicht    beige Leimfarbe


Davon sind noch zwei bedeutende Farbfassungen erhalten, und zwar a) eine spätgotische Wand- und Gemäldemalerei aus dem 15. Jahrhundert  im Chor sowie b) eine barocke Farbfassung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu a) bei der figürlichen Ausmalung handelt es sich um die 2. Schicht aus dem Jahre um 1450 und zu b) bei der mit schwarzen Bänderungen versehenen Farbfassung um die 7. Schicht aus dem Jahre 1750.  So wurden bei den Restaurierungsarbeiten im Mai 2006 noch verschiedene Erkenntnisse über die Bemalung der Kirche gewonnen, es würde jedoch zu weit führen, diese alle zu erwähnen. Interessant ist. dass im Erdgeschoß des Glockenturms Namensverewigungen der Dorfjugend aus den 20er Jahren zum Vorschein kamen. Traditionell läuteten vor Einbau des elektrischen Läutewerks im Jahre 1959  die Schuljungen jeweils  der Abschlussklasse der Volksschule in den vielen Jahrzehnten die Glocken. Die Namen waren im Bereich der Türlaibung des Glockenturms mit Bleistift niedergeschrieben.

Besondere Freilegungen der Malereien

Von der mittelalterlichen Ausstattung (15. Jahrhundert) haben sich im Chor eine bedeutende, für einen ländlichen Sakralbau außerordentliche qualitätvolle figürliche Wand- und Gemäldemalerei, erhalten. Aus diesem Grunde wurde auf Wunsch des Heimatvereins von den Restauratoren im Mai 2006 zwei Wandbildausschnitte an der Ostseite des Chores behandelt. So  wurden zwei große Felder seitlich neben den Ostfenstern mit dem Skalpell mechanisch freigelegt, eine mühevolle und zeitaufwendige Arbeit durch die Fachkräfte. Bei beiden freigelegten Feldern handelt es sich um eine Bildfolge aus der Geschichte Christi.

Zusätzlich zu dem Fliesenmuster des Bodens und der halben männlichen Figur, die aus einer Tumba steigt, konnten auf der rechten Seite die Umrisse einer männlichen und einer weiblichen Figur freigelegt werden. Die obere Hälfte der Personen ist nur noch schwach zu erkennen, wie überhaupt der Bestandteil an Malerei ab dieser Höhe stark abnimmt. Neben dem unteren Teil des Gewandes sind noch die langen ockerfarbenen Haare der Frau abzulesen. Bei der männlichen Figur sieht man die Beine und ebenfalls noch einen Teil der ockerfarbenen Haare. Bei der männlichen Figur über der Tumba (Heiland?) konnten noch Teile der ockerfarbenen Haare und eine Hand mit einem Schwert oder Zepter (?) freigelegt werden. Auffallend an der Malerei ist, dass sich auf der darunterliegenden Schicht die gleiche Malerei noch einmal abzeichnet. Die zweite Farbschicht zeigt die Fliesen in einem hellen Ocker, an dem Gewand der Frau lassen sich noch Reste einer rötlichen Fassung mit schwarzer Konturlinie erkennen. Exakt darunter erscheint die gleiche Malerei in bräunlichen Farbtönen. Fraglich ist auch das sichtbare Blumenband, welches die Fenster einrahmt und deutlich von den Haaren der männlichen Darstellung angeschnitten wird. Ist dies die künstlerische Freiheit oder Unachtsamkeit des Malers gewesen? Befeuchtet man die Malschicht leicht, ist zu erkennen, dass sich die Schwerthand des Heilands (?) als Pentimenti zeigt. Handelt es sich vielleicht um verschiedene Fassungen? Ist die Fassung mit den Blumeneinfassungen vielleicht eine ältere Ausmalung die nach oben durchgeblutet ist? Ist die mittelalterliche Malschicht mit den ockerfarbenen Fliesen auf die untere Fassung durchgezogen? Oder ist diese eine Art Vorzeichnung? Diese Fragen zu beantworten bedarf einer genaueren Untersuchung der Malereien, die im Zuge der Maßnahmen nicht möglich war.

Auf der linken Seite des Fensters zeigen sich durch weitere Freilegungen noch die ockerfarbenen Umrisse eines bärtigen Mannes und die auf dem Boden liegenden Falten eines Frauengewandes. Davor ein schmaler, hoher Gegenstand, der evtl. ein Pult darstellen könnte. Vielleicht handelt es sich um die Darstellung der Verkündigung Mariens.

Die drei Malschichten wurden mit 3%iger Hydroxypropylcellulose (Klucel E) in Ethanol gefestigt.

Zusätzlich zu den Freilegungen auf der Chorostwand wurden Malereibefunde der barocken Ausmalung (um 1750) als Referenzflächen festgehalten. Diese sind als schwarze Bandabschlüsse der Gewölbegrate im Chor, Bänderungen mit gemaltem Gesims an der Chorbogenwand, eine Bänderung in der Fensterlaibung auf der Nordseite des Langhauses und eine Verzierung in der Türlaibung des Turmes sichtbar.

Am 21.05.1606
erging die Verordnung von der nassauischen Regierung, dass die Reliquien vom Altar abzuschaffen seien. Die Kapelle war bis dahin wie überall katholisch. Ein Zeugnis dessen ist noch die kleine Erhöhung im Osten des Chorgewölbes zu erkennen als Standort des Hochaltars.

Um 1750
veränderte sich das Innere der Kirche durch wesentliche Umbauarbeiten, so wurde das Dachwerk über dem Saal nach den dendrochronologischen Ergebnissen in seiner Gesamtheit erneuert. Lediglich noch zwei Sparren und Stummelstücke der dazu gehörigen Dachbalken sowie einige zweitverwendete Sparren gaben Auskunft über das Vorgängerdach von 1441. Die Dachneigung des Vorgängerdaches betrug etwa 62° und war damit 4°steiler als das heutige Dachwerk. Die Höhe des Dachwerks hat sich also nicht verändert seit 1753. Die große Empore wurde eingebaut, um dem Anwachsen der Bevölkerung entgegen zu kommen. Wie bereits vorstehend bei der Beschreibung des Saales erwähnt, sind die drei großen Segmentbogenfenster erst nach dem Einbau der Empore vergrößert worden. Der gesamte Innenraum wurde neu ausgemalt. Außerdem wurde das Gestühl (Bänke, Brüstung, Kanzel und Altar) erneuert. Das noch unverändert erhaltene barocke Kirchenmobiliar mit eingebauter Empore bot damals 142 Sitzplätze (97 im Kirchenschiff und 45 auf der Empore). Auch die Holzausstattung weist eine beachtenswerte farbige Bemalung auf, zwei rote Rosen unter der Kanzel sind sichtbar aus dieser Zeit.

Bis zum Jahre 1818
diente der Raum um die Kirche, heute noch Kirchhof genannt, als Begräbnisplatz für Kinder, während die Erwachsenen zu dieser Zeit auf dem Kirchspielfriedhof in Burbach beerdigt wurden. In noch früheren Jahren sind auch Erwachsene vermutlich vor der Kirche bestattet worden. Auf Anordnung der nassauischen Regierung wurde 1818 der neue Friedhof (bis zur heutigen Zeit noch bestehend und mehrmals erweitert) angelegt.

1851
wurde das Schieferdach des Kirchturms umgedeckt, da es im schlechten Zustand war.

1870
Die Kirche hatte in früheren Jahren einen niedrigen, unschönen, zum Bau nicht passenden Anbau. Dieser wurde 1870 wegen seiner Baufälligkeit abgerissen, dadurch erhielt die Kirche ein schöneres Aussehen.

1891
fand einen Innenrenovierung statt, bei der der Boden mit Rotsandsteinplatten versehen wurde. Auch wurde der Turm durch eine Bretterwand und verschließbarer Tür von dem Kirchenschiff getrennt, wodurch die Kirche wärmer und weniger zugig wurde. Darüber hinaus wurde die Kirche von außen verputzt und der Turm neu eingedeckt.

1901
Die vorhandene alte Glocke aus dem Jahre 1760 zersprang beim Läuten und gab danach, entsprechend den Aufzeichnungen in der Schulchronik "nur noch ein klangloses Wimmern, ähnlich einer Kuhglocke von sich".

20.03.1903
Die Glockengießerei Rinker aus Sinn hängt am 20.03.1903 eine neue, ca. 4 Zentner schwere Glocke in den Kirchturm. Ihre Inschrift lautete: "Allein Gott in der Höh sei Ehre". Ton d und 58 cm Durchmesser.

Im ersten Weltkrieg
wurde diese Glocke aus dem Turm entfernt und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Bis 1919 war Würgendorf ohne Glocke.

1919
Baute die Firma Rinker drei neue Stahlglocken ein.
•    Große Glocke "Feuerglocke", 102 cm Durchmesser, Inschrift: "Gelobet sei der Herr täglich", Ton h, Gewicht 470 kg
•    Mittlere Glocke "Trauerglocke", 85 cm Durchmesser, Inschrift: "Gott legt uns eine Last auf", Ton d, Gewicht 280 kg
•    Kleine Glocke "Mittagsglocke", 70 cm Durchmesser, Inschrift: "Gott hilft uns auch", Ton fis, 140 kg

Um 1925
wurde das Kreuz aus Eisen an der Ostseite des Daches über dem Chorgewölbe entfernt.

1930
neuer Außenputz angebracht.

April 1937
Kirchturm neu eingedeckt.

19.08.1952
neue Läuteordnung der Ev. Kirchengemeinde.

Januar 1959
Übernahme der Kirche von der politischen Gemeinde Würgendorf gegen eine Anerkennungsgebühr von 300.- DM, jedoch mit der Auflage seitens der politischen Gemeinde, dass das Wochenläuten usw., gemäß o.a. Läuteordnung beibehalten werden muss.

1959
montierten die Herforder Elektrizitätswerke 3 Glockenläutemaschinen, dadurch wurde das Läutewerk von Hand auf Elektrobetrieb umgestellt. (Für die Schuljungen des letzten Schuljahres machte das Läuten immer Spaß, man bildete eine Postenkette und winkte mit dem Taschentuch, damit das Läuten beginnen konnte und danach gab es die Kuchenpakete, die gerne verzehrt wurden).

1960
die Installation der Turmuhr geschah im Juni 1960 von der Fa. Ed. Korfhage & Söhne aus Buer bei Osnabrück.

1961
musste die große Linde vor dem Eingang entfernt werden, da sie morsch war und umfallen konnte. Die Genehmigung zur Beseitigung wurde mit der Auflage erteilt, dass eine neue Winterlinde gepflanzt würde. Die Pflanzung einer Winterlinde "Tilla parvifolia" erfolgte am 08.04.1961.

1964
musste der stark nach Westen geneigte Turm aus Sicherheitsgründen erneuert werden. Er wurde mit Naturschiefer eingedeckt und mit einer Regenrinne versehen.

1965
fand der letzte Gottesdienst in der Kirche statt. Durch Zuzug von vielen Heimatvertriebenen und eigenem Pastor für Würgendorf und Lippe hatte der Kirchenbesuch stark zugenommen. Die alle 14 Tage stattfindenden Gottesdienste wurden danach im Dorfgemeinschaftshaus vorgenommen.

März 1971
letzte kirchliche Amtshandlung in Form von Tauf- und Traugottesdiensten und Abendmahlsfeiern.

25.04.1971
Einweihung der neuen Kirche mit 345 Sitzplätzen am Südhang. Nach sechs Jahren endeten damit die Gottesdienste im Dorfgemeinschaftshaus.

1981/82
wurde die Außeninstandsetzung an der Wehrkirche durchgeführt, und zwar: der alte Außenputz wurde entfernt und ein neuer Putz wurde aufgetragen, Zimmerarbeiten am Kirchdach, Natursteineindeckung des Kirchenschiffes, Dachrinnen mit Fallrohren, Kanalanschlüsse und Trockenlegung der Grundmauern. Damalige Baukosten in Höhe von 125.000 DM für die erste Baustufe, die zweite und dritte Baustufe konnte wegen Finanzierungslücken nicht durchgeführt werden.

21.07.1981
die Gemeinde Burbach als Unter-Denkmalbehörde stellt die Wehrkirche unter Denkmalschutz (vorher bestand bereits eine gewisse Unterschutzstellung).

2002 und 2005
begannen die umfangreichen Sanierungsarbeiten auf Initiative des Heimatvereins Würgendorf. Der Heimatverein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Wehrkirche nicht dem Zerfall preiszugeben und so geschah die Sanierung der Kirche ausschließlich auf Initiative des Heimatvereins. „ Sie haben hier in Würgendorf wirklich ein Schätzchen mit ihrer Kirche“, so kommentierte Dr. Borgmann vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Münster anlässlich eines Besuches in Würgendorf.

So wurden im Frühjahr 2002 bereits erste Vorarbeiten vorgenommen, u.a. wurde die  Lehmspellerdecke  abgenommen, um das Balkenwerk statisch zu überprüfen, außerdem wurde die Verbretterung unter der Empore beseitigt. Der große Gussofen und das Rauchrohr wurden schon abgebaut. Nach vielen Gesprächen und Ortsterminen mit dem Westfälischen Amt für Denkmalspflege und dem Bauamt der Landeskirche als auch mit der Gemeinde Burbach als Untere Denkmalbehörde konnte 2005 mit der aufwendigen Sanierung begonnen werden. Für alle Gewerke musste jeweils die entsprechende Teilgenehmigung vorliegen, ein wirklich mühseliges Unterfangen! Nachfolgende Stichpunkte weisen kurz auf die vielen Arbeiten hin.

2005/2006
Erstellung eines statischen konstruktiven Gutachten für Sicherungsmaßnahmen am Dach, danach Ausführung der erforderlichen Zimmerarbeiten am Dachstuhl, Bretter auf dem Dachboden aufgenagelt. Absicherung der Empore durch zwei Doppel-T-Träger und Stahlstützen, Lehmbauplatten montiert und verputzt, Elektroinstallation für Licht und Elektroheizung einschließlich der Montage von zwei Zählerschränken, aufwendige Vorbehandlung und Sicherung der Wände einschließlich der Decke des Chorgewölbes durch drei Restauratoren, damit die historischen Ausmalungen erhalten bleiben, umfangreiche Schreinerarbeiten, gärtnerische Arbeiten an den Außenanlagen.

2007
Mehrmaliger Anstrich der Decken und Wände sowie der barocken Holzausstattung, Anbringen von zwei schmiedeeisernen Garderobenständern, gründliche Reinigung des Steinfußbodens, Polsterung der Bänke, Montage einer besonderen Steuerung für die Elektroheizung, die Uhrenanlage und des Läutewerks sowie Installation der Lampen. Außensanierung: Einbau einer neuen Dachrinne mit Fallrohr am Kirchturm, mehrmaliger Anstrich der Fassade, beide Ziffernblätter der Uhren gründlich überarbeitet bzw. erneuert, Anlegung eines Fußweges zur Turmstraße hin, Vervollständigung der Außenanlagen einschließlich der Verzinkung der beiden Außentore. Alle Arbeiten konnten hier nicht aufgezählt werden, deshalb sind hier nur die Wichtigsten aufgeführt.

Die Sanierungsarbeiten wurden finanziell durch verschiedene Aktivitäten unterstützt, so u.a. durch Dorffeste, Osterfeuer, Brieftaubenversteigerung usw. Dazu kamen Spenden und beachtliche Zuschüsse der drei Waldgenossenschaften. Außerdem wurden Mittel von der Sparkassen-Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn und dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege bereitgestellt in einer Gesamtsumme von € 15.000.
Rund 1500 Arbeitsstunden wurden in die Sanierungsarbeiten investiert. Die Arbeiten waren mit etwa € 100.000 veranschlagt, die sich aufgrund des ehrenamtlichen Einsatzes von 44 Bauhelfern auf runde € 40.000 für Materialien und fachhandwerklichen Arbeiten einpendelten.

Im Sommer 2006 wurde eine Nutzungsvereinbarung zwischen der Ev. Kirchengemeinde Burbach und dem Heimatverein Würgendorf beschlossen, danach können neben besonderen Amtshandlungen, wie z.B. Taufen, Trauungen, besonderen Gottesdiensten usw. auch kulturelle, musikalische Veranstaltungen sowie Vorträge heimatkundlicher Art und Ausstellungen usw. vom Heimatverein hier durchgeführt werden.

Die beiden Gedenktafeln mit den 19 Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg, die vor der Sanierung links  und rechts vom Triumphbogen hingen, sowie die Gedenktafel der 66 Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkriegs fanden einen würdigen Platz im Chorgewölbe. Für ältere Mitbürger ist der Weg zum Denkmal zu weit und so können sie den Namen ihres Angehörigen in der Kirche nachlesen. Ein Foto der Gedenktafel ist nachstehend abgebildet. Für die musikalische Begleitung bei Gottesdiensten usw. wurde ein Keyboard angeschafft.

Mit einem Festgottesdienst am 08. Juli 2007 wurde unsere Wehrkirche nach Abschluss der Renovierungsarbeiten in Betrieb genommen. Der Dreiklang der großen Stahllocken in den Tönen "h", "d" und "fis" lud am Sonntagnachmittag die Dorfbevölkerung in die altehrwürdige Wehrkirche ein. So wurde das Wahrzeichen unseres Ortes nach mehrjähriger intensiver Sanierung innen und außen unter Beteiligung von ca. 500 Personen wieder in den Dienst gestellt.

Heimatvereinsvorsitzender Matthias Moos freute sich in seinem Grußwort besonders darüber, dass nach mehrjährigen schwierigen Bauphasen das Würgendorfer Kleinod mit großem Engagement der Bauhelfer aus den Reihen des Heimatvereins, Spenden und Zuschüssen von Vereinen, Gruppen, Firmen und Einzelpersonen habe verwirklicht und zu einem guten Ende geführt werden konnte. "Ein schönes Gefühl, auf das vollendete Werk blicken zu können" äußerte sich Matthias Moos in dem voll besetzten Schmuckkästchen auch unter anderem über die Anwesenheit von Heimatgebietsleiter Dieter Tröps und der Landeskonservatorin Dr. Barbara Pankoke vom Amt für Denkmalpflege in Münster. Matthias Moos gab anschließend einen Bericht über die Abwicklung der Sanierungsarbeiten ab.

Heimatgebietsleiter Dieter Tröps zollte den Würgendorfer Heimatfreunden Respekt und Anerkennung. "Anderswo werden Gotteshäuser geschlossen, hier wurde die Tür geöffnet, der Heimatverein Würgendorf hat hier einen Kontrapunkt gesetzt." Mit einem Festgottesdienst, den Synodalassessor Hans-Werner Schmidt hielt, begann der festliche Nachmittag auf der Anhöhe in der Dorfmitte rund um die Wehrkirche, in der Jahrhunderte lang Menschen sich um Gottes Wort scharten, bis sie schließlich im März 1971 geschlossen wurde. Hans-Werner Schmidt würdigte in seiner Festpredigt, dass man hier durch viel Fleiß ein Beispiel für den Bau am Reiche Gottes gesetzt habe.

Ortspfarrer Jochen Wahl bedankte sich im Namen der Kirchengemeinde Burbach und des Presbyteriums für das Engagement des Heimatvereins um den Erhalt des geschichtsträchtigen Gotteshauses. Dieter Tröps übermittelte dem Heimatverein die Anerkennung und den Respekt des Westfälischen Heimatbundes und den 144 Heimatvereinen des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Zusammen mit Matthias Moos wurden sechs besonders aktive Bauhelfer mit einer Ehrenurkunde und dem "Würgendorfer Aabe", einem gebackenen Symbol aus Teig, ausgezeichnet, und zwar: Fredi Becker, Claus-Jürgen Schmidt, Erich Fries, Erich Kring, Günter Flick und Manfred Grisse.

Anschließend an den Eröffnungsgottesdienst konnten die draußen zahlreich versammelten Besucher in das neu gestaltete Innere der Kapelle hineinsehen. Der Ev. Gemeindechor, der Volksliederchor und der MGV "Heimatliebe" bereicherten mit ihren vorgetragenen Liedern das ganze Geschehen vor der Kirche. Auch in dem danach stattgefundenen zweiten Gottesdienst mit Pastor Wahl war die Kirche wieder bis auf den letzten Platz besetzt.

Auf dem Kirchplatz und dem Parkplatz sowie an der Dorfstraße luden die vielen Tische und Bänke zum Verweilen ein. Bei vielen, vielen leckeren Kuchen, Wurstschnittchen, Kaffee und Getränken konnten viele gute Gespräche geführt werden. Es war ein fröhliches Miteinander. Alles in Allem: ein schöner Tag in der Dorfmitte, ja ein kleines Dorffest anlässlich der Einweihung unserer Würgendorfer Wehrkirche.

Bis zum Herbst 2008 wurden bereits 25 Veranstaltungen in der Kirche durchgeführt; ein Zeichen, dass die Wehrkirche nach der aufwendigen Sanierung voll und ganz von der Bevölkerung angenommen wurde.

Die Wand- und Gemäldemalereien

Im Chorgewölbe sind 14 Farbschichten und im Kirchenschiff 9 Farbschichten vorhanden.

Zwei bedeutende Farbfassungen sind noch erhalten:
Eine spätgotische Wand- und Gemäldemalerei im Chor um 1450 und eine barocke Farbfassung aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts im Chor und Kirchenschiff, um 1750.

Bei den beiden freigelegten Feldern im Osten des Chorgewölbes handelt es sich um eine Bildfolge aus der Geschichte Christi. Hier wurde die zweite figürliche Ausmalung aus den Jahren um 1450 von den Restauratoren mechanisch mit dem Skalpell freigelegt.
Zusätzlich zu dem Fliesenmuster des Bodens und der halben männlichen Figur, die aus der Grabtumba steigt, konnten auf der rechten Seite die Umrisse einer männlichen und einer weiblichen Figur freigelegt werden.
Leider ist die obere Hälfte der Personen nur noch schwach zu erkennen, wie überhaupt der Bestand an Malerei ab dieser Höhe stark abnimmt. Neben dem unteren Teil des Gewandes sind noch die langen ockerfarbenen
 Haare der Frau abzulesen. Bei der männlichen Figur sieht man die Beine und ebenfalls noch einen Teil der ockerfarbenen Haare. Darüber hinaus konnten bei der männlichen Figur über der Tumba (Heiland) noch Teile der ockerfarbenen Haare und eine Hand mit einem Schwert oder einem Zepter freigelegt werden. Fraglich ist auch das sichtbare Blumenband, welches die Fenster  einrahmt und deutlich von den Haaren der männlichen Darstellung angeschnitten wird.

Frage: Ist dies die künstlerische Freiheit oder Unachtsamkeit des Malers gewesen? Handelt es sich vielleicht um verschiedene Fassungen? Ist die Fassung mit den Blumeneinfassungen  vielleicht eine ältere Ausmalung die nach oben durchgeblutet ist? Ferner ist die mittelalterliche Malschicht mit den ockerfarbenen Fliesen auf die untere Fassung durchgezogen?
Diese Fragen zu beantworten bedarf einer genaueren Untersuchung der Malereien!
Auf der linken Seit des Ostfensters zeigen sich durch Freilegungen noch die ockerfarbenen Umrisse eines bärtigen Mannes und die auf dem Boden liegenden Falten eines Frauengewandes. Davor ein schmaler, hoher Gegenstand, der evtl. ein Pult darstellen könnte. Vielleicht handelt es sich um die Darstellung der Verkündigung Mariens.

Zusätzlich zu den Freilegungen auf der Chorostwand sollen bereits freiliegende
Malereibefunde der barocken Ausmalung als Referenzflächen sichtbar bleiben, vor allem unter der Kanzel am Holzwerk.
Mehrere schwarze Bandabschlüsse der Gewölbegrate im Chor, Bänderungen mit gemaltem Gesims an der Chorbogenwand, eine Bänderung in der Fensterlaibung auf der Nordseite des Langhauses und eine Verzierung in der Türlaibung des Turms sollen ebenfalls sichtbar bleiben.